Nach drei Jahren als ÖKB-Chef ist das Engagement von Präsident Vzlt i. R. Rudolf Behr längst nicht ausgereizt. Er und sein Team sollen ihre Projekte abschließen, so der Tenor beim Landesdelegiertentag.
Seine Pädagogik hat Format, sein Führungsstil hat Vehemenz. Das gefällt der Beletage des steirischen Kameradschaftsbundes, die den ÖKB-Chef beim Delegiertentag am 28. September in der Lannach Steinhalle für weitere vier Jahre legitimierte. So viel darf bereits eingangs verraten sein.
Ohne viel Umschweife stieg Vzlt i. R. Rudolf Behr mit seinem Bericht, einem Resümee der letzten drei Jahre – wegen der Corona-Pandemie musste der Landesdelegiertentag 2020 entfallen (!) – ins Geschehen ein. Und das ohne großes Lamento: Natürlich wurde erneut die soziologisch heikle Situation beweint, wie die auf 48.000 Mitglieder gesunkene Strahlkraft oder verwaiste Stadt- und Ortsverbände, die wegen Funktionärsmangels vor dem Aus stehen. Scheinbar hat das Ehrenamt an Bedeutung verloren. "500 Besucher bei einem Landestreffen oder 50 Anmeldungen bei einem Landeswandertag" sind beschämend, betonte Präs. Vzlt Behr das schwindende Engagement, "wir sind hier weit weg von unserem Anspruch". Verpasste Chancen, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren, konfrontierte er das Auditorium mit der Frage: "Können oder wollen wir nicht?"
Damit war dann aber auch schon Schluss mit Trübsal; sein Konterfei wechselte zurück zu Elan, die Atmosphäre im Saal wieder in Aufbruchsstimmung. Motivation sei auch der Grund, warum der amtierende Vorstand weiterarbeiten möchte: Auch wenn viele Vorhaben zu einem positiven Abschluss gebracht wurden, befinden sich noch laufende, vielversprechende Projekte und neue Ideen in der Warteschleife …
Funktionärs-Navi
Viren hatten damals die alte Homepage zerstört, die heute dank enormen Einsatzes seitens LdInternetref. Anton Allmer und der Fa. Steinbauer IT zu einem wichtigen Instrument für die Öffentlichkeitsarbeit ausgebaut worden ist. Besonders vielversprechend, ihr Datenpool, quasi ein Navi für die Verbandsführung auf allen Ebenen: Funktionärshandbuch, Auszeichnungsrichtlinien, Formulare für die Ausschreibung von Sportveranstaltungen, Statuten entsprechend der neuen ZVR-Zahl (Zentrales Vereinsregister) u. v. m. stehen zum Download bereit. Nicht ganz ohne Kritik fällt dazu das Fazit der Delegierten aus. Sicher, hier und da hakt es noch, aber auch diese kleineren Probleme sollen durch konsequentes Evaluieren und Verbessern bald behoben sein.
Mit dem Großen Ehrenzeichen, gerne Halsorden genannt, hat der Landesverband eine Dekoration für jene Mitglieder eingeführt, die mehr als 30 Jahre leitende Funktionen ausüben. Eine wunderbare Form der Anerkennung.
Ohne sie gäbe es viele Ortsverbände bereits nicht mehr: Kameradinnen bringen sich in allen Führungsebenen ein. Frauensymposien habe man – pardon: Frau – erfolgreich etabliert, gibt sich Präs. Behr überzeugt davon, dass weibliche Verstärkung in der Männerdomäne ÖKB weiterhin zu forcieren ist. "Handtasche und Fahnenbegleitungen passen allerdings nicht zusammen", ergänzte er in puncto Adjustierung und verwies auf das von LdFrauenref. Sabine Ortner eigens eingeführte Halstuch mit Leopoldkreuz als geeigneteres Accessoire.
Für die Mitgliederwerbung legt die Landesführung einen neuen Folder und ein unter der Regie von Vz.-Präs. Franz Klamler produziertes Werbevideo auf.
Oft ein Zankapfel war die "Courage" an diesem Tag jedoch nur Nebendarstellerin. Die aus ökonomischen Überlegungen von Hochglanz- auf Zeitungsdruck umgestellte Produktion ist nicht "bloß" günstiger, sondern bietet auch bessere Lesbarkeit. Damit weitgehend alle Beiträge aus dem Verbandsgeschehen Berücksichtigung finden konnten, finanziert der Landesverband seit drei Jahren aus Rücklagen den Überdruck von acht Seiten.
Die Jugend und der Quotenbringer Sport
Das Motto des Delegiertentages, "Zukunft Jugend, Kameradschaft erleben", ist teilweise längst Programm. LdSchussmeister Gernot Peroutka hat Schussmeisterlehrgänge für die nachrückende Generation organisiert. "Weitere sollen folgen", ergänzte LdJugendref. Markus Kiendler, BSc, der Bezirksjugendbeauftragte installieren möchte. Dafür bat er um die Bekanntgabe von geeigneten Kameradinnen und Kameraden.
Besonders interessant für junge Mitglieder sei der Sport, wo man ein breites Spektrum an Bewerben anbietet. "Alles, was du in die Hand nimmst, wird zu Gold", schickte Präs. Vzlt i. R. Behr ein Lob an LdSportref. Peter Paulitsch, " sein Organisationstalent ist ein Glücksgriff für das Referat".
Rückenschmerzen für den guten Zweck
Zuletzt erfolgten finanzielle Zuwendungen für Hochwassergeschädigte, erklärte HR Dr. Helmut-Theobald Müller, dass der ÖKB mit dem Sozialfonds in Not geratenen Mitgliedern beisteht. Bekannte Fälle sind zu melden, ehe ein Plenum über eine Auszahlung entscheidet, so der Landessozialreferent weiter. Seine Anerkennung galt auch jenen Verbänden, die zum Schwenden ausgerückt sind. Dabei handelt es sich um das Entfernen von unerwünschten Büschen, Sträuchern oder jungen Bäumen, weiß Präs. Vzlt Behr – er selbst hat mit Zange und Säge Almen von betagten Bauern für die neue Weidesaison fit gemacht. "Auch wenn danach das Kreuz schmerzt, die Dankbarkeit der Argrarwirte und das gemütliche Zusammensitzen nach getaner Arbeit" machen die Beschwerden wett.
Handeln wie ein ordentlicher Kaufmann
Den monetären Überblick hat LdKass. Franz Hopfgartner. "Es wird spannend", begann der Säckelwart seine Präsentation, in der alle wesentlichen Einnahmen (Landesumlage, Förderungen, Spenden usw.) sowie Ausgaben (Bundesumlage, Bürokosten, Versicherungsprämien, Sozialfonds, Sonstiges usw.) aufgeführt wurden. Die Position "Sonstiges", mit mehr als 30.000 Euro in drei Jahren, doch ein erheblicher Betrag, musste der Landeskassier auf Nachfrage von BO Markus Tanner (BV Leoben) im Detail erörtern: "Die neue Homepage, Veranstaltungen wie Delegiertentage und Präsidiumssitzungen, das Kameradinnenhalstuch, die Mitgliederwerbung etc. schlagen sich hier zu Buche."
Ob des positiven Finanzhaushalts, der auch das Bilden von Rücklagen ermöglichte, wurde das professionelle, stets nach Zweck und Wirtschaftlichkeit basierende Handeln des "ordentlichen Kaufmanns" nie in Frage gestellt. Im Gegenteil: Auf Antrag der Kassaprüfer haben die Delegierten LdKass. Hopfgartner, dem gesamten Vorstand sowie allen weiteren Verantwortlichen die einstimmige Entlastung erteilt.
Wahl-Stakkato
Schlag auf Schlag ging es beim Urnengang. Kaum hatten Vz.-Präs. OSR Dir. Günter Schneider, Vorsitzender der Mandatsprüfung, und EPräs. Bgdr i. R. Mag. Johann Windhaber, Vorsitzender der Wahlkommission, 306 anwesende Stimmen und den termingerecht eingelangten Wahlvorschlag quittiert, hielten die Delegierten bereits ihre Stimmzettel in den Händen – von einer geheimen Wahl nahm man Abstand; und auch vom Zählen. Das war nicht notwendig, denn auf die Frage, wer einer weiteren "Legislaturperiode" des aktiven ÖKB-Chefs samt Team gewogen sei, streckten alle ihre Delegiertenkarte in die Höhe. Gegenstimmen oder Stimmenthaltungen gab es keine. Also ein kurzes Wahlintermezzo, das die profunde Führungsarbeit der letzten drei Jahre betonte.
Dir. Manfred Pfandl, der kürzlich zum Vizepräsidenten des Bundesverbandes aufstieg, reichte seine Agenden als steirischer Vizepräsident an den Bezirksobmann von Knittelfeld, Ing. Harald Schlager, weiter. HR Dr. Müller beerbte HR Dr. Peter Piffl-Percevic als Landessyndikus.
Zweiter Akt: Hauptthema geistige Landesverteidigung
Zum zweiten, ebenfalls von Landesprotokollchef LAbg. a. D. Karl Wiedner moderierten Akt, spielte ein Bläserquintett der Marktgemeinde Lannach auf, während die Fähnriche in den Saal marschierten. Geschultert hatten sie 17 Fahnen – darunter eine Landesfahne aus dem Burgenland und zwei Landesfahnen der Steiermark, meldete Ldkdt. Karl Urbanitsch. Als schwere emotionale Last musste Landeskurat MilSuperior a. D. Msgr Mag. Wolfgang Koschat das Totengedenken vortragen, ist seine Mutter doch erst kürzlich im 104. Lebensjahr verstorben.
Von "seiner" 3.900-Einwohner-starken Gemeinde, die die Partnerschaft für das Jägerbataillon 17 (Straß) übernommen hat, schwärmte Bgm. Ök.-Rat Josef Niggas. Er habe eingangs alle begrüßt, sich dann aber zurückgezogen, denn: "Wo gearbeitet wird, möchte er nicht im Weg stehen", meinte der Ortschef charmant süffisant. In keinem anderen Bundesland funktionieren die Friedhofsammlungen so gut wie in der Steiermark, dankte ÖSK-Geschäftsführer Obst i. R. Dieter Allesch.
Danach wurde es ernster. An einem Strang zogen die Ehrengäste; sie knüpften unisono ihre Zeit vor dem Mikrofon am Hauptthema, der geistigen Landesverteidigung, fest. LTPräs. a. D. Prof. Franz Majcen sieht im Bildungssystem ein Versagen, wenn "junge Menschen die Zusammenhänge nicht begreifen und dann eine Bierpartei wählen." Ferner verwies der Landesprotektor auf die weiterentwickelte und an die modernen Herausforderungen angepasste Österreichische Sicherheitsstrategie (ÖSS) – siehe Bericht Hauptteil. Neben kurzen Grußworten von UOG-Präs. Andreas Matausch ließ der Vizepräsident der Offiziersgesellschaft, Bgdr Mag. Claudius Bubner, MSc, mit seinem Referat aufhorchen. Als asymmetrische Kriegsführung bezeichnet der Militär moderne Konflikte mit der Tendenz zur völligen Eskalation und Entgrenzung. Würde die Ukraine fallen, zeichnete er ein hypothetisches Bild, käme es zu Flüchtlingsströmen, denen man, wenn überhaupt, nur mit gut geschützten Grenzen Herr werden könne. Seinen Schlusssatz: "Wir marschieren manchmal getrennt, aber immer in dieselbe Richtung", unterstrich LR Werner Amon, MBA, damit, dass die Bedeutung der (geistigen) Landesverteidigung im politischen Establishment angekommen sei und durchaus ernst genommen werde.
Aktuell rüstet das Bundesheer nicht auf, sondern es hole Versäumnisse der letzten Jahrzehnte nach, klärte Militärkommandant Bgdr Mag. Heinz Zöllner auf. Konzepte wie die "Mobilität des Heeres", der "Schutz der Truppen" und die "Stärkung der Verteidigung" sind auf Schiene; größere Probleme sieht er bei der Rekrutierung von Personal. Darum ist es auch so wichtig, dass die Bedeutung eines souveränen Staates im kollektiven Gedächtnis der Bevölkerung verankert ist. Im Sinn der geistigen Landesverteidigung hat man auch die Verbindung zum ÖKB als bislang wehrrelevanten Verband zum Partner der Landesstreitkräfte aufgewertet.
Text&Fotos: Ewald Hofer